Einkauf: Es dreht sich noch immer alles um Kosten ...

aber der Weg hat sich geändert 


AUTOR: Simon Whatson

ESG. Widerstandsfähigkeit der Lieferkette. Digitalisierung. Begriffe wie diese dominieren zunehmend die Gespräche über Rolle und Ziele des Einkaufs. Dies stellt eine Veränderung gegenüber der früheren allgemeinen Wahrnehmung des Beschaffungswesens dar, bei der der Schwerpunkt auf den Kosten lag. 

Angesichts des aktuellen Diskurses wäre es nicht verwunderlich, wenn Sie der Meinung wären, dass die Kosten bei den Aufgaben des Einkaufs keine große Rolle mehr spielen. (Tatsächlich behandeln wir in dieser Ausgabe von The Source auch viele Themen, bei denen es nicht direkt um Kosten geht.)

Es dreht sich noch immer alles um Kosten 


Wenn Sie jedoch mit Einkaufsexperten sprechen, wird die große Mehrheit sagen, dass die Kosten nach wie vor das wichtigste Thema für den Einkauf sind. Unsere eigenen Untersuchungen haben ergeben, dass Einkaufsfachleute „das Erzielen von Kosteneinsparungen bzw. die Beschaffung kritischer Güter und Dienstleistungen“ als Hauptaufgabe des Einkaufs ansehen, wobei hier eine Diskrepanz zu den Wahrnehmungen der Unternehmensleitung besteht, welche dies zu einem deutlich geringeren Anteil als zentrale Aufgabe des Einkaufs betrachtet.  

F. WAS IST DER AUFGABENBEREICH DES EINKAUFS IN IHREM UNTERNEHMEN?

Dennoch sind wir der Meinung, dass sich die Ziele des Einkaufs geändert haben - nur eben nicht in der Weise, wie es heute allgemein diskutiert wird. Letzten Endes geht es beim Einkauf immer noch um Kosten. Der Wandel: Früher ging es hauptsächlich um den Preis. Unter Einkäufern wächst das Bewusstsein, dass „Kosten“ nicht nur das sind, was man in der Antwort zu einer Ausschreibung sieht, sondern die gesamten Lebenszykluskosten.

Um seine Arbeit gut zu machen, muss der Einkauf verstehen, wie und in welchem Ausmaß sich verschiedene Faktoren, auch nicht kostenorientierte, auf den Gesamtwert auswirken.
Simon Whatson, Vice President, Efficio

Was bedeutet das nun für die Einkaufsteams von heute? 

Bei den gesamten Lebenszykluskosten geht es nicht nur um den Preis, sondern auch um die Berücksichtigung anderer wirtschaftlicher Faktoren wie Opportunitätskosten und Einnahmen. 

Das bedeutet nicht, dass Faktoren wie ESG und Digitalisierung für den Einkauf irrelevant sind. Vielmehr bedeutet es, dass diese Faktoren nicht das ultimative Ziel sind - sie sind die Parameter, durch die der Einkauf sein Hauptanliegen steuern muss: den Gesamtwert. 

Um seine Arbeit gut zu machen, muss der Einkauf verstehen, wie und in welchem Ausmaß sich verschiedene Faktoren, auch nicht kostenorientierte, auf den Gesamtwert auswirken.  

So werden beispielsweise einige Investitionen umweltfreundlicher und gleichzeitig billiger sein - diese Entscheidungen sind einfach zu treffen. Komplexer wird es, wenn umweltfreundlichere Entscheidungen zu höheren Preisen für die Unternehmen führen. Für Unternehmen, deren Verbraucher ESG-orientiert sind, können sich Investitionen in zunächst kostspieligere Entscheidungen jedoch in höheren Gewinnspannen niederschlagen (man denke an größere Einkäufe, neue Kunden, langfristige Loyalität), was bedeutet, dass es sich insgesamt um eine werthaltigere Entscheidung handelt. Ebenso kann der Aufbau einer widerstandsfähigeren Lieferkette kurzfristig höhere Kosten verursachen als das Streben nach niedrigeren Preisen, aber wenn die Lieferkette in der Lage ist, Schocks aufgrund makroökonomischer Ereignisse standzuhalten, ist dies insgesamt eine wertsteigernde Maßnahme.

Die Aufgabe des Einkaufs besteht darin, zu verstehen, inwieweit solche Faktoren in die kommerzielle Betrachtung einfließen. Um auf die ESG-Überlegungen zurückzukommen: Für Unternehmen, deren Kunden ESG-fokussiert sind, wird dies ein größerer Schwerpunkt sein als für Unternehmen, deren Kunden weniger ESG-fokussiert sind. 

Das mag zynisch klingen - bei Themen wie ESG ist es verlockend, an engagierte, uneigennützige Unternehmen zu glauben, die Nachhaltigkeitsverbesserungen um der Nachhaltigkeit willen anstreben (obwohl wir sicher sind, dass es diese Unternehmen gibt, aber sie sind diejenigen, von denen man oft nichts hört - weil die Vermarktung dieser Bemühungen einen kommerziellen Nutzen bringen muss und daher nicht „uneigennützig“ sein kann). Aber wenn jede ESG-Verbesserung mit einem €-Zeichen versehen wäre, wären wir in Sachen ESG sicherlich schon viel weiter: Das Thema ESG erinnert uns daran, dass bei aller hochtrabenden Rhetorik über die Rolle des Einkaufs die Kosten immer noch der ultimative Motivator sind. Aber „Geld“ muss nicht wie ein Schimpfwort umschifft werden. Drehen Sie es um: Auf Unternehmensebene können kommerzielle Anreize für diese Maßnahmen eine stärkere Garantie für den Fortschritt sein als reines uneigennütziges, Engagement. Hier kommt der Einkauf ins Spiel: Er muss herausfinden, wo die Motivatoren des Unternehmens liegen, indem es die Punkte zwischen Überlegungen wie Nachhaltigkeit oder Widerstandsfähigkeit der Lieferkette und dem Gesamtwert miteinander verbindet.

Gesamtwert aus der Kostenperspektive

Das soll natürlich nicht heißen, dass wir empfehlen, Preiserwägungen über Bord zu werfen: Der Preis ist immer noch ein entscheidender Teil des Gesamtwerts. Jeder eingesparte Euro ist Gewinn, und die Steigerung der Einnahmen durch höhere Ausgaben ist leichter gesagt als getan. Wenn Sie sich jedoch ausschließlich auf den Preis konzentrieren, verpassen Sie die Möglichkeit, den Gesamtwert zu steigern und einen strategischeren Ansatz für den Einkauf zu wählen. 

Einkaufsteams müssen über den Preis hinaus eine ganzheitliche Sichtweise einnehmen, um zu verstehen, was für ihr Unternehmen am wichtigsten ist, um die Kosten zu optimieren.

 

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