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Strategien für den Einkauf: Den Umbruch in der Automobilindustrie erfolgreich meistern
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Die Automobilindustrie steht 2025 vor einer gewaltigen Transformation: Der Druck zur Elektrifizierung wächst, die Abhängigkeit von internationalen Lieferketten steigt, und Kosten sowie Technologieanforderungen verändern sich rapide.
Im dritten Quartal 2024 erlitten die deutschen Automobilhersteller Volkswagen, BMW und Mercedes-Benz einen drastischen Gewinneinbruch von nahezu 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Umsatz sank um fast sechs Prozent. Experten führen diese Entwicklung auf strukturelle Probleme und eine schwache Nachfrage, insbesondere im chinesischen Markt, zurück.1 Laut Autoanalyst Jürgen Pieper fehlen bezahlbare und attraktive E-Modelle, während China und die USA den Markt dominieren. Der Umstieg auf Elektroautos ist teuer und technisch anspruchsvoll, was die Wettbewerbsfähigkeit zusätzlich schwächt.2
Gleichzeitig sieht sich die deutsche Automobilzulieferindustrie mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert, die nicht nur die Branche selbst, sondern auch die gesamte Automobilindustrie unter Druck setzen. Große Unternehmen wie Bosch und Continental planen Stellenabbau3, während kleinere Betriebe wie Recaro von Insolvenzen betroffen sind4.
Gerade inmitten dieser Transformation kommt dem Einkauf eine Schlüsselrolle zu, da er maßgeblich zur Risikominimierung, Resilienzsicherung und Innovationsförderung beiträgt. Wie der Einkauf dies erreichen kann, wird im Folgenden erläutert.
Wie der Einkauf die Automobilindustrie durch Resilienz, Innovation und Flexibilität stärkt
Der Einkauf kann in dieser Umbruchphase als strategischer Partner helfen, die zentralen Herausforderungen zu meistern und die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen langfristig zu sichern. Insbesondere eine enge Zusammenarbeit mit den Lieferanten ist jetzt essenziell, um partnerschaftlich Lösungen zu entwickeln, die sowohl kurzfristige Engpässe als auch langfristige strategische Ziele adressieren. Durch Lieferantendiversifizierung, regionale Einkaufsstrategien, Integration moderner Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI), Kostenoptimierung und nachhaltiges Handeln kann der Einkauf maßgeblich zu Widerstandsfähigkeit, Wettbewerbsfähigkeit und langfristiger Stabilität der Automobilindustrie beitragen.
Resilienz und Risikomanagement
Die Abhängigkeit von internationalen Lieferanten, insbesondere aus China und Taiwan, birgt für die Automobilindustrie erhebliche Risiken. Um die Resilienz der Lieferketten zu erhöhen, kann der Einkauf durch gezielte Lieferantendiversifizierung und regionale Beschaffungsstrategien einen entscheidenden Beitrag leisten. Langfristige Verträge mit strategischen Partnern bieten zusätzliche Sicherheit, während die Reduzierung der Abhängigkeit von wenigen Lieferanten - insbesondere für Komponenten wie Batterien und Halbleitern - hilft, zukünftige Engpässe zu vermeiden. Auch Nearshoring kann eine Option sein. Kurzfristig können Transportkosten gesenkt und die Effizienz der Lieferketten gesteigert werden. Langfristig führt dies zu einer höheren Wettbewerbsfähigkeit. Darüber hinaus zeigen Daten, dass Nearshoring die soziale und ökologische Nachhaltigkeit fördern kann, da kürzere Lieferketten den CO₂ -Ausstoß und den Energieverbrauch reduzieren. Alternativ kann geprüft werden, ob durch den Aufbau eigener Kapazitäten kritische Komponenten selbst hergestellt werden können. Langfristig können so Lieferrisiken und -zeiten reduziert werden.
Gleichzeitig spielt ein effektives Risikomanagement eine zentrale Rolle, um Unternehmen angesichts globaler Unsicherheiten und technologischer Umbrüche zu schützen. Moderne Risikoanalysen ermöglichen es dem Einkauf, potenzielle Gefahren frühzeitig zu erkennen und zu bewerten, sei es durch die regelmäßige Überprüfung der finanziellen Stabilität von Lieferanten, geopolitischer Risiken oder deren technologischer Anpassungsfähigkeit.
Durch die Kombination von Supply Chain Resilience und proaktivem Risikomanagement stärkt der Einkauf nicht nur die Stabilität der Produktion, sondern leistet auch einen wichtigen Beitrag zur langfristigen Wettbewerbsfähigkeit der Automobilindustrie.
Kostenoptimierung
Gerade in der Elektromobilität spielt der Preis eine entscheidende Rolle. Der Einkauf kann durch die Auswahl kosteneffizienter Lieferanten und eine Optimierung der Beschaffungskosten maßgeblich zur Wettbewerbsfähigkeit beitragen. Dies umfasst gezielte Maßnahmen zur Kostenführerschaft, wie die Ausrichtung der Warengruppenstrategie an Unternehmensprioritäten, sowie die Überprüfung von Spezifikationen oder die Substitution von Rohstoffen, um Einsparpotenziale zu erschließen. Eine strukturierte Price Taskforce kann zudem unberechtigte Preiserhöhungen abwehren und langfristige Kostenvorteile sicherstellen.
Ein weiterer Ansatz zur Kostenoptimierung kann zum einen die Auslagerung in neu aufkommende Best Cost Countries sein. Zum anderen kann geprüft werden, ob Prozesse mit Hilfe neuer Technologien oder KI ausgelagert werden können. Nicht nur in Krisenzeiten kann Outsourcing von Einkaufsprozessen eine sinnvolle Option sein, um das Team zu entlasten und Effizienzgewinne zu realisieren. Besonders operative Einkaufsprozesse lassen sich oft erfolgreich auslagern, was nicht nur die Flexibilität erhöht, sondern auch dazu beiträgt, Ressourcen gezielt auf wertschöpfende Aktivitäten zu fokussieren.
Die Optimierung des Working Capitals stellt eine zusätzliche Möglichkeit dar, die finanzielle Stabilität und den Cashflow zu verbessern. Der Einkauf kann durch die Überprüfung und Anpassung von Zahlungszielen, die Einhaltung ausgehandelter Konditionen und die Optimierung von Lagerbeständen dazu beitragen, den finanziellen Spielraum des Unternehmens zu erweitern. Eine enge Zusammenarbeit, um Zahlungsziele regelmäßig zu benchmarken, sowie eine Kontrolle der Lagerdurchlaufzeiten, sind dabei essenzielle Hebel.
Integration von Technologie und Software-Kompetenz
Software und digitale Technologien, insbesondere auf Basis von Künstlicher Intelligenz, sind heute unverzichtbare Bestandteile moderner Fahrzeuge und Prozesse. Der Einkauf kann hier eine zentrale Rolle spielen, indem er Partnerschaften mit spezialisierten Technologie- und Softwareanbietern aufbaut, um KI-basierte Innovationen effektiv zu integrieren. KI ermöglicht auch Fortschritte in der Logistik und Qualitätssicherung.
In der Logistik werden durch den Einsatz von Big Data und KI Entscheidungsprozesse optimiert, Lieferketten transparenter gestaltet und die Effizienz gesteigert. Nachhaltige Praktiken wie die Reduzierung des CO₂-Fußabdrucks durch alternative Energiequellen und optimierte Transportmethoden rücken dabei zunehmend in den Fokus. In der Qualitätssicherung trägt KI durch automatisierte Fehlererkennung zur Einhaltung höchster Standards bei.
Durch die gezielte Integration dieser Technologien kann der Einkauf nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit sichern und Prozesse optimieren, sondern auch zu einer nachhaltigeren und effizienteren Wertschöpfungskette beitragen.
Fazit: Der Einkauf als strategischer Partner der Automobilindustrie
Die Automobilindustrie steht vor einer der größten Transformationen ihrer Geschichte, geprägt von Elektrifizierungsdruck, globalen Lieferkettenrisiken und steigenden Anforderungen an Kosten und Technologie. Der Einkauf befindet sich im Zentrum der Transformation der Automobilindustrie, um die Herausforderungen dieser Zeit zu meistern. Durch strategische Maßnahmen wie Resilienzsteigerung, Kostenoptimierung und die Integration innovativer Technologien kann der Einkauf die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen nachhaltig sichern. Er kann nicht nur helfen die Abhängigkeit von internationalen Lieferketten zu reduzieren und Risiken zu minimieren, sondern auch Innovation und Nachhaltigkeit entlang der Wertschöpfungskette fördern. Der Einkauf agiert dabei nicht nur als Problemlöser, sondern als strategischer Partner, der Unternehmen hilft, die Transformation zu meistern und die Zukunft der Automobilindustrie in Deutschland aktiv mitzugestalten.
Wir unterstützen Sie
Efficio unterstützt Unternehmen der Automobilindustrie in dieser schwierigen Phase mit maßgeschneiderten Einkaufs- und Supply-Chain-Lösungen von der Strategieentwicklung bis zur operativen Umsetzung. Mit internationaler Erfahrung und tiefem lokalem Wissen bieten wir nachhaltige Ansätze zur Kostenoptimierung, zum Aufbau eines effektiven Risikomanagements und zur Bewältigung komplexer Supply-Chain-Probleme. Unsere digitalen Tools und jahrzehntelange Expertise helfen Ihnen, Transparenz in der Supply Chain zu schaffen, Engpässe zu vermeiden und Ihre Prozesse zu optimieren. Wenn wir auch Sie unterstützen sollen, sprechen Sie uns bitte an.
1. DER SPIEGEL (online), 30.11.2024, https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/gewinn-deutscher-autobauer-bricht-um-haelfte-ein-a-6acdbb29-d9c0-4f0e-b3d7-4e5f33fadccc
2. ZDF.de, 11.09.2024, https://www.zdf.de/nachrichten/wirtschaft/auto-branche-deutschland-vw-bmw-mercedes-100.html
3. Automobilwoche, 21.11.2024, https://www.automobilwoche.de/automobilzulieferer/bosch-bis-zf-welche-werke-schliessen-wie-viele-jobs-gefahr-sind
4. Business Insider, 03.11.2024, https://www.businessinsider.de/wirtschaft/autozulieferer-pleite-sie-haben-mal-vw-bmw-und-co-beliefert/