Die Umsetzung der Nachhaltigkeitsagenda hat für immer mehr Unternehmen weltweit oberste Priorität.

Eine wachsende Zahl von Unternehmen hat Initiativen zur Reduzierung ihrer Treibhausgasemissionen (THG) ergriffen. Das interaktive Ranking „Europe's Climate Leaders 2024“ der Financial Times (ft.com) zeigt die Fortschritte der Unternehmen bei der Reduzierung ihrer THG-Emissionsintensität nach Scope 1 und 2, d.h. durch den eigenen Betrieb und Energieverbrauch.

Es bleibt jedoch ein kritischer Aspekt, welcher Aufmerksamkeit erfordert: Scope-3-Emissionen, indirekte Emissionen, die in der Wertschöpfungskette des Unternehmens entstehen. Scope-3-Emissionen sind für viele Unternehmen die größten Verursacher der gesamten Treibhausgasemissionen und machen oft mehr als 70% aus, insbesondere durch die Kategorie 1 (eingekaufte Waren und Dienstleistungen). 

Im Vergleich zu den Scope-1- und Scope-2-Emissionen waren sie in der Vergangenheit jedoch schwieriger zu messen und zu steuern. Der Mangel an standardisierten Metriken und die Komplexität der Bewertung von Emissionen entlang der Wertschöpfungskette können für Organisationen, die Scope-3-Emissionen wirksam angehen wollen, erhebliche Hindernisse darstellen.
 

Der Abbau von Scope-3-Emissionen ist für den Fortschritt unabdingbar

Es liegt auf der Hand, dass die Berücksichtigung von Scope-3-Emissionen von entscheidender Bedeutung ist, um die Nachhaltigkeitsagenda wirklich voranzubringen. Da sich die Regulierungsbehörden weltweit auf eine umfassende Treibhausgasberichterstattung konzentrieren, stehen Unternehmen zunehmend unter Druck, ihren gesamten Emissionsfußabdruck zu erfassen. In Europa führt die Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen (Corporate Sustainability Reporting Directive, CSRD) schrittweise die Offenlegung von Scope-3-Emissionen ein. 
Abgesehen von der Einhaltung von Vorschriften bietet die Bekämpfung von Scope-3-Emissionen verschiedene Vorteile:

  • Gewinnung umweltbewusster Kunden: In einem zunehmend umweltbewussten Markt zieht die Priorisierung der Reduktion von Scope-3-Emissionen umweltbewusste Kunden an und erhöht die Markentreue und den Marktanteil.
  • Verbesserung der Reputation: Das Management von Scope-3-Emissionen zeigt das Engagement für den Umweltschutz und stärkt das Ansehen und die Glaubwürdigkeit des Unternehmens.
  • Motivation und Engagement der Mitarbeiter: Die Bekämpfung von Scope-3-Emissionen kann das Engagement der Mitarbeiter und die Bindung von Talenten an das Unternehmen fördern. Eine IBM-Umfrage ergab, dass 34 % der Befragten eher bereit sind, für ökologisch nachhaltige Unternehmen zu arbeiten; Unternehmen, die sich nicht entsprechend positionieren, laufen Gefahr, Talente zu verlieren.
  • Sicherung des Wettbewerbsvorteils: Ein proaktiver Umgang mit Scope-3-Emissionen verschafft Unternehmen einen Vorsprung in sich entwickelnden Märkten, mindert Nachhaltigkeitsrisiken und verschafft ihnen einen Vorteil, um von Innovation und langfristiger Rentabilität zu profitieren.
  • Strategische Anpassung und Resilienz: Die Reduzierung von Scope-3-Emissionen erhöht die Resilienz eines Unternehmens, indem es seine Abhängigkeit von kohlenstoffintensiven Praktiken minimiert und sich als führendes Unternehmen im Bereich Nachhaltigkeit positioniert.

Dennoch haben viele Unternehmen Schwierigkeiten, ihre Nachhaltigkeitsziele in umsetzbare Pläne zu überführen. Bei Unternehmen, die sich Ziele zur Reduktion von Treibhausgasemissionen gesetzt haben, zeigt unsere Studie, dass nur ein Drittel der Führungskräfte zuversichtlich ist, dass ihr Unternehmen diese Ziele erreichen kann. 

Infolgedessen beschränken sich die Bemühungen häufig auf hochtrabende Erklärungen, wobei die Ziele so weit in die Zukunft verschoben werden, wie es die geltenden ESG-Vorschriften zulassen. 74 % der Führungskräfte sind der Meinung, dass es viel einfacher ist, Nachhaltigkeitsziele zu setzen, als sie zu erreichen. Doch die Zukunft rückt immer näher. 

Der entscheidende nächste Schritt für Unternehmen, die ihre Nachhaltigkeitsziele erreichen wollen, besteht darin, über die Rhetorik hinauszugehen und einen proaktiven Nachhaltigkeitsansatz zu verfolgen, indem sie ihre Ziele in umsetzbare Strategien umwandeln.
 

Stärkung des Einkaufs für eine nachhaltige Transformation

Einkaufsteams werden daher zu wichtigen Katalysatoren des Wandels, die an der Schnittstelle zwischen Lieferketten und Nachhaltigkeitsinitiativen sitzen. Einkaufsleiter müssen ihre Teams mit einer Vision, den Fähigkeiten und Prozessen ausstatten, um die Lieferantenbasis proaktiv zu managen und greifbare Ergebnisse zu erzielen, die auf die Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens abgestimmt sind.

Auf Grundlage der Zusammenarbeit mit unseren Klienten zur Verbesserung der Nachhaltigkeit haben wir drei Schlüsselelemente identifiziert, die die Voraussetzungen dafür schaffen, dass Einkaufsteams die Auswirkungen von Scope 3 erfolgreich umsetzen können:

1) Ein digitales Tool zur Messung der Treibhausgasemissionen von Lieferanten und zur Identifizierung von Möglichkeiten zur Reduzierung der CO2-Emissionen.

Nutzen Sie fortschrittliche digitale Tools, die Scope-3-Emissionen von Lieferanten historisch erfassen und bewerten und einen Überblick über die Warengruppen mit den größten Auswirkungen geben. Diese helfen Ihnen dabei, die Nachhaltigkeitsleistung von Lieferanten im Zeitverlauf zu überwachen und ihr Engagement für kurz- und langfristige wissenschaftlich fundierte Ziele zu verfolgen. Diese Tools und Methoden ermöglichen es Unternehmen, ihren lieferantenbezogenen Carbon Footprint wissenschaftlich zu quantifizieren und schaffen damit eine solide Grundlage für die Entwicklung und Umsetzung zielgerichteter nachhaltiger Beschaffungsstrategien.

2) Klar definierte Prozesse und Kompetenzen zur Förderung des Wandels

Entwickeln Sie robustere Prozesse und Kompetenzen für den Einkauf, damit er als Katalysator für transformativen Wandel fungiert. Dies erfordert eine gründliche Überprüfung und Stärkung der verschiedenen Dimensionen der Nachhaltigkeitsreife. 

  • Vision und Strategie: Bewerten Sie, wie gut Nachhaltigkeit in die Gesamtstrategie der Lieferkette integriert ist. Fördern Sie Akzeptanz von Nachhaltigkeitsinitiativen und nachhaltigen Beschaffungspraktiken auf allen Ebenen des Unternehmens.
  • Organisation und Mitarbeiter: Bewerten Sie, inwieweit Nachhaltigkeitsaspekte in der Struktur der Lieferkette verankert sind. Investieren Sie in den Aufbau von Wissen, Fähigkeiten und Anreizmechanismen der Beschaffungsteams, um nachhaltige Ergebnisse effektiv zu erzielen.
  • Steuerung und Prozesse: Integrieren Sie Nachhaltigkeit nahtlos in Richtlinien, Verfahren und Planungszyklen. Stellen Sie sicher, dass Nachhaltigkeitsrisiken und -chancen systematisch bewertet und bei Einkaufsentscheidungen berücksichtigt werden. Implementieren Sie robuste Mechanismen zur Messung und Überwachung der Nachhaltigkeitsleistung von Lieferanten.
  • Enabler und Reporting: Optimieren Sie die Messung und Berichterstattung der Nachhaltigkeitsleistung und stellen Sie die Übereinstimmung mit den Nachhaltigkeitszielen des Unternehmens sicher. Nutzen Sie Datenintegrität und Instrumente zur Gewinnung von Erkenntnissen für eine fundierte Entscheidungsfindung.

3) Eine erstklassige Methodik zur Entwicklung und Umsetzung priorisierter Initiativen

Verwenden Sie einen strukturierten, datengestützten Ansatz, um Nachhaltigkeitsbestrebungen in umsetzbare Pläne zu überführen. Dies bedeutet, von der Strategieformulierung zur Umsetzung überzugehen und sich auf die Erzielung messbarer Ergebnisse zu konzentrieren:

  1. Festlegung eines Fahrplans für nachhaltige Beschaffungsinitiativen auf der Grundlage von Datenerkenntnissen, die sich auf Risiken und Chancen beziehen, welche durch die digital gestützte Analyse von Lieferantendaten aufgedeckt wurden.
  2. Priorisierung von Initiativen auf Basis ihres Wirkungspotenzials und Sicherstellung der Übereinstimmung mit den übergeordneten Nachhaltigkeitszielen der Organisation
  3. Umsetzung zielgerichteter Maßnahmen, einschließlich der Schulung von Lieferanten und der Unterstützung bei der Festlegung von Kennzahlen zur Überwachung des Fortschritts im Vergleich zu den Zielen.
  4. Umsetzung des Strategieplans für nachhaltige Beschaffung durch Anwendung optimierter Beschaffungspraktiken und proaktives Management der Lieferantenbeziehungen, um eine messbare Reduzierung der Scope-3-Emissionen zu erreichen.

Es führt kein Weg daran vorbei: Um die Nase vorn zu haben, müssen sich Unternehmen der Herausforderung der Scope-3-Emissionen stellen. Nur wer den Einkauf als strategischen Partner effektiv nutzen kann, wird die Nachhaltigkeitsziele seines Unternehmens vom Lippenbekenntnis in die Tat umsetzen.
 

Englische PDF Herunterladen