Foodiq wurde 2015 mit der Vision gegründet, durch eine auf Pflanzen basierende Ernährung die Zukunft aktiv und nachhaltig mitzugestalten. Immerhin trägt die Lebensmittelproduktion wesentlich zum Klimawandel bei. Zudem werden bedingt durch das weltweite Bevölkerungswachstum in den kommenden Jahrzehnten immer mehr Lebensmittel benötigt. „Eine systemische Umstellung hin zu pflanzlichen Lebensmitteln ist notwendig. Das zu ermöglichen, ist unser Ziel“, erklärt Jonas Palm, COO.  

 

 

Das nordische Start-up baut kostengünstige sogenannte Mini-Mills (Verarbeitungszentren) und Fabriken für pflanzliche Produkte regional und nah an den Verbrauchermärkten auf. 
„Es gibt nicht genügend Produktionskapazitäten für pflanzliche Produkte auf der Welt. Das bedeutet, dass wir viele Fabriken bauen können“, beschreibt Jonas Palm die Geschäftsidee von Foodiq. Nach 25 Jahren im Konsumgütermarkt bereitet er Foodiq nun auf die nächste Wachstumsphase vor. Das Start-up hat bereits eine Fabrik in Finnland in Betrieb genommen und wird in den nächsten 24 Monaten fünf weitere in verschiedenen Ländern bauen.

Wie führt man ein schnell wachsendes Unternehmen in einer Branche, die im Trend liegt und sich ständig neu erfindet? Warum hat Foodiq in einer frühen Wachstumsphase den Fokus auf den Einkauf gelegt? Und wie überwindet ein kleines Start-up die derzeitigen Engpässe auf dem Beschaffungsmarkt? Das sind einige Fragen, die Jonas Palm im folgenden Interview beantwortet. 

Sie sind sowohl Investor bei Foodiq als auch COO des Unternehmens. Welches sind die größten Herausforderungen, mit denen Sie derzeit konfrontiert sind?

Meine größte Herausforderung besteht darin, die Geschäfte zum Laufen zu bringen. Alle wollen Start-ups und Innovationen, aber nur wenige bestehende Unternehmen sind flexibel und bereit, sich umzustellen und Veränderungen anzuführen. Und obwohl viele Akteure Teil der globalen Transformation des Lebensmittelsystems sein wollen, bekommen wir noch zu wenig Unterstützung. Ein Beispiel: Wenn ich 1.000 Liter Enzyme bestellen möchte, bekomme ich Antworten wie: „Das haben Sie vor 15 Monaten noch nicht geordert!“ Natürlich habe ich das nicht getan, denn vor 15 Monaten gab es mein Unternehmen in der Form noch gar nicht! Unsere Lieferanten sind große Unternehmen, die mit ihren Abläufen und Systemen nicht immer in der Lage sind, mit uns als kleines, schnell wachsendes Start-up zusammenzuarbeiten. Das ist ein großes Problem für uns.

Zu den wichtigsten internen Prioritäten zählen der Aufbau unserer operativen Systeme und zuverlässige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wir haben noch keine Plattformen, mit denen ich mich wirklich sicher fühle. Wir haben ein gutes operatives System, aber das funktioniert noch nicht länderübergreifend. Außerdem muss ich dafür sorgen, dass unsere Mitarbeiter bei uns bleiben. Denn wir sind in hohem Maße von den gemeinsamen Anstrengungen aller unserer Mitarbeiter abhängig.

Efficio unterstützt Foodiq seit dem vergangenen Frühjahr. Wie war Ihre Ausgangssituation und warum haben Sie externe Unterstützung durch einen Einkaufsberater und -dienstleister gesucht? 

Viele Leute sehen nur die glamouröse Seite von Start-ups – die Chancen und die coolen Produkte, die sie hervorbringen können. Ich denke an all das, was zu tun ist, wenn wir künftig fünf Fabriken in verschiedenen Ländern und auf zwei Kontinenten haben. Ich weiß, dass wir dazu ein neues ERP-System einführen und unseren Einkauf koordinieren müssen. Aufgrund unseres geringen Volumens werden wir in naher Zukunft keine große Kaufkraft und Verhandlungsmacht haben. Wir können nichts diktieren, also muss unser Unternehmen ein professioneller Partner und Einkäufer sein. Hier kommt Efficio ins Spiel. Bevor wir mit Efficio zusammengearbeitet haben, war der Einkauf bei Foodiq eine Person, die ein bisschen mit Excel gearbeitet und ein paar Telefonlisten verwaltet hat. Was sollte ich also tun, um den Einkauf professionell aufzustellen? Hätte ich einen erfahrenen Einkaufsleiter für den Aufbau eingestellt, hätte ich mich von einer Person abhängig gemacht. Das wollte ich nicht. Daher habe ich mich für eine strukturelle Veränderung entschieden und mir externes Know-how und Erfahrung ins Haus geholt.

Bis dahin hatte Foodiq keine Einkaufsabteilung. Was haben Sie von Efficio erwartet?

Unser Ziel ist es, eine Einkaufs-Plattform zu schaffen, die auf der umfassenden Erfahrung und Methodik von Efficio basiert und uns einen vollständigen Überblick über unsere Lieferanten und eine Einkaufsstrategie präsentiert. Dazu gehört eine Strategie für Primär- und Sekundärlieferanten mit Rahmenverträgen für A-Lieferanten. Efficio musste bei uns ein viel flexibleres Modell anwenden als bei einem etablierten Unternehmen. Unser Geschäft entwickelt sich mit Warp-Geschwindigkeit. Es gibt keinen definierten Ist-Zustand, kein Jetzt und keinen Soll-Zustand. Deshalb sind wir sehr glücklich, die erfahrenen Berater von Efficio an unserer Seite zu haben. 

Foodiq legt Wert auf eine nachhaltige und möglichst lokale Lieferkette. Was bedeutet dies für den Einkauf?

Für einige Produkte, die wir einkaufen, gibt es nur einen einzigen Hersteller in China. Diese können wir nicht regional einkaufen. Es gibt aber auch Zutaten, die wir zwar global einkaufen, aber regional beziehen. Zum Beispiel sind wir auf Enzyme angewiesen, die wir von einem Unternehmen namens IFF beziehen, das diese an drei verschiedenen Standorten auf der Welt herstellt. Wenn wir diese Enzyme für Schweden und Finnland benötigen, kommen sie von einer Niederlassung, für Großbritannien von einer anderen und für die USA von einer dritten. Aber alle drei Standorte gehören zur IFF, sodass wir einen globalen Rahmenvertrag haben und auf drei verschiedenen Märkten lokal einkaufen. 

Die Haferprodukte, die wir verwenden, beziehen wir immer von einzelnen Landwirten und Genossenschaften, und zwar so nah wie möglich am jeweiligen Produktionsstandort. Die meisten unserer Getränke bestehen aus Wasser, Hafer, Enzymen, Salz, Leinsamenfasern und Rapsöl. Mit Ausnahme der Enzyme ist unsere Beschaffung daher sehr lokal.

Die weltweite Pandemie und der Krieg in der Ukraine hatten zu einigen Lieferkettenkrisen geführt. Haben Sie mit Engpässen zu kämpfen?

Keiner unserer Lieferanten hat Probleme, die von uns benötigten Mengen zu liefern. Aber die meisten sind nicht in der Lage, uns mit der nötigen Priorität zu bedienen. Viele unserer wichtigsten Zutaten sind von weltweiten Engpässen betroffen. In einem Fall liefert ein potenzieller Lieferant gemäß den Auftragsprognosen von vor zwölf Monaten, der Rest wird verteilt – aber er nimmt keine neuen Kunden an. Wir haben vor zwölf Monaten nicht bestellt, benötigen aber Mengen, die für uns und unser Geschäft wichtig sind.  

Auf der Beschaffungsseite sind mögliche Engpässe und die Reaktion der Lieferanten unser größtes Problem. Denn viele verteilen die Waren gemäß ihren Auftragsbüchern. Aber was ich für mein Unternehmen benötige, ist eine Ausnahme für die Abwicklung von Engpässen. Logistiker mögen in der Regel keine Ausnahmen, und mein kleines Unternehmen ist ihnen im Allgemeinen egal. Im vergangenen Sommer habe ich auf globaler Ebene intensiv mit einem großen Lieferanten kommuniziert, um sicherzustellen, dass wir in den nordischen Ländern eine hohe Priorität für die Lieferung seiner Zutaten bekommen. 

Was sind die Ursachen für die Knappheit? Ist es COVID-19, der Krieg in der Ukraine oder der Boom bei pflanzlichen Produkten?

Es ist ein bisschen von allem. Es ist ein wenig Covid-19, aber es gibt auch Probleme mit bestimmten Komponenten. Wir haben wichtige Maschinen in unseren Fabriken, denen ein winziges elektronisches Bauteil fehlt, das derzeit nicht aus Taiwan geliefert wird. Die Maschinen sind also installiert, aber sie laufen nicht, weil dieser kleine Chip nicht angekommen ist. 

Manchmal sind die Engpässe auch von Menschen gemacht. So wurden bei einigen komplexeren Zutaten wie Enzymen wohl vielfach Vorräte angelegt. Wenn aber fast alle gleichzeitig von „just in time“ auf „just in case“ umstellen, entsteht ein echter Engpass. Im nächsten Quartal gibt es dann ein massives Überangebot. Mein Eindruck ist, dass niemand an das nächste Quartal denkt, sondern nur an das Hier und Jetzt.

Wie haben Sie diese Engpässe überwunden?

Ich bin mir nicht sicher, ob wir das schon geschafft haben. Was die Zutaten betrifft, so finden wir manchmal neue Lieferanten, die fast das Gleiche oder etwas Ähnliches produzieren. Wir ändern den Teil der Zutaten, der keinen Einfluss auf das Endprodukt hat. Was die Beschaffung der Enzyme angeht, so habe ich begonnen, Entscheidungsträger bei großen Lieferanten zu beeinflussen, indem ich ihnen den Hintergrund von Foodiq erläutere. Ich rufe sie an, schreibe ihnen E-Mails und spreche viel mit ihnen. Ich bin mir zu 99,9 % sicher, dass alle unserer Zulieferer Nachhaltigkeitsziele haben. Wie wollen sie diese verfolgen? Sie sollten uns unterstützen. Das ist nachhaltig. Ich kann nicht die Entscheidungen der Lieferanten steuern, aber ich kann versuchen, sie so zu beeinflussen, dass sie uns berücksichtigen. Denn so können sie Teil der globalen Transformation des Lebensmittelsystems werden.

Der Einkauf soll in den meisten Unternehmen auch Kosten reduzieren. Haben Sie Einsparziele vorgegeben?   

Nein, aktuell sind Einsparungen nicht in meinem Fokus. Mein Ziel ist es, ein zuverlässiger Kunde für meine bevorzugten Lieferanten zu sein, damit ich die richtigen Zutaten zur richtigen Zeit bekomme, um produzieren zu können. Wenn ich aufgrund meiner Größe und der Art und Weise, wie wir arbeiten, in Zukunft niedrigere Preise erzielen kann, werde ich sie gerne annehmen. Mir reicht eigentlich schon die Gewissheit, dass ich Kosten senken könnte. Im Moment muss ich keine Einsparpotenziale heben, da ich durch meine Struktur bereits rentabel bin. Außerdem weiß ich, dass ich Prozentpunkte gewinnen kann, wenn ich anfange, die Preise zu verhandeln. Das ist eine strukturelle Verbesserung, die ich – oder jemand, der das Unternehmen in der Zukunft kauft – nutzen kann, um den Wert zu erhalten. Aber ich werde die Loyalität der Lieferanten, die mich fair behandeln, nicht aufs Spiel setzen, indem ich jetzt anfange, niedrigere Preise auszuhandeln.

Welche Stellung hat der Einkauf im Unternehmen? Wie wird der Einkauf von anderen Funktionen wahrgenommen?

Bis vor ein paar Monaten hatte ich niemanden, der für den Einkauf zuständig war – nur ein paar Leute, die das Tagesgeschäft erledigten. Aber ich wusste, dass wir ein Programm aufsetzen mussten, um in sieben Monaten da zu sein, wo wir heute sein wollen. Seitdem haben wir einen Einkaufsmanager eingestellt, der viel Erfahrung im Foodiq-Geschäft hat, weil er in unseren Fabriken gearbeitet hat. Er erhält nun von Efficio Schulungen und Best-Practice-Wissen und wird eng mit den Beratern von Efficio zusammenarbeiten, um einen effektiven und nachhaltigen Einkaufsrahmen zu schaffen, der mit uns wachsen wird. Durch diese Partnerschaft und die enge Zusammenarbeit mit Efficio werden wir in der Lage sein, schnell ein hochmodernes Einkaufssystem für Foodiq zu entwickeln.

Sie erwarten in den nächsten zwei Jahren ein starkes Wachstum. Wie wird sich diese Expansion auf den Einkauf auswirken?  

Das Einkaufssystem, das wir derzeit aufbauen und implementieren, ist viel fortschrittlicher als unser aktueller Bedarf. Wir bauen ein System auf, das auch noch effektiv sein wird, wenn wir in den nächsten Jahren auf mehr als 20 Fabriken wachsen. Ein Grund dafür ist, dass wir nach neuen Investoren suchen werden. Dazu müssen wir sicherstellen, dass unser Geschäft skalierbar ist, wenn wir auf weitere globale Standorte expandieren. Wenn wir im Frühjahr 2023 mit potenziellen Investoren sprechen, kann ich eine Betriebsplattform für Foodiq demonstrieren, die mit Zuversicht in neue Märkte expandieren kann – unterstützt durch die Expertise und Referenzen von Efficio in den Bereichen Einkauf und Supply Chain.

Wie geht die Reise mit Efficio weiter?

Sie ist noch lange nicht zu Ende. Wir sind immer noch dabei, das System zu implementieren, aber danach müssen wir es über einen langen Zeitraum anwenden. Ich sehe dies als eine langfristige Partnerschaft und ich bin zuversichtlich, dass Efficio Foodiq einen kontinuierlichen Mehrwert bieten wird, während wir unsere gemeinsame Strategie umsetzen.

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