- Title
-
Warum der Einkauf am Vorstandstisch sitzen sollte
- Section
- Fallstudie
- Summary
Beim Entsorgungsunternehmen Biffa ist der Einkauf nicht länger auf bloße Transaktionen fixiert. Er trägt aktiv zur breiteren Steuerung des Unternehmens bei.
Sollten die Einkaufsmanager ihren Funktionsbereich dann nicht auch direkt am Vorstandstisch vertreten? Die Antwort hängt vom Wesen des Unternehmens und der Branche ab. Es kann sinnvoll sein, den CPO mit im Vorstand zu haben, oder ihn wenigstens sporadisch bzw. regelmäßig einzubinden, wenn …
- Ihr Unternehmen ein Unternehmen der verarbeitenden Industrie ist, wo die Lieferkette für die Unternehmenstätigkeit eine entscheidende Rolle spielt
- Ihre Fertigung voll und ganz auf die von Ihren Lieferanten gelieferten Rohmaterialien und Baugruppen angewiesen ist
- Ihre externen Ausgaben den Großteil Ihrer Gesamtausgaben ausmachen.
Steve Jones ist Group Procurement and Property Director beim Entsorgungsunternehmens Biffa. Er begann seine Einkaufskarriere bei Black & Decker, einem Unternehmen, das im Hinblick auf die Weiterentwicklung des Einkaufs hin zu einem wichtigen Mitgestalter als führend gilt.
Bei Biffa übernahm Jones eine ‚altmodische‛ transaktionsbasierte Einkaufsabteilung, die im Funktionsbereich Finanzwesen angesiedelt war. Er verwandelte sie in ein neues strategisches Team mit Platz am Vorstandstisch.
Breitere Perspektive einnehmen
Aufbauend auf seinem Erfolg mit der Einkaufsabteilung wurde ihm auch das Immobilienteam übertragen, das für etwa 250 Immobilien verantwortlich ist. Jones: „Wir haben die traditionell technischen Sachen, wie Planung und Durchsetzung der Compliance, ganz gut hinbekommen. Die fehlende kaufmännische Dimension des Immobilienmanagements wurde jetzt ergänzt‟.
Dadurch, dass ich mit am Vorstandstisch sitze, öffnen sich für meine Leute die Türen leichter. Es ist schwieriger, wenn man auf den Finanzvorstand angewiesen ist.
Die Aufnahme des Immobilienmanagements in das Einkaufsportfolio illustriert die festen Überzeugungen von Jones. Sein Einkaufsteam ist weit von einer transaktionsbasierten Arbeit entfernt und nimmt eine viel breitere Perspektive ein.
„Ja, wir entwickeln eine Einkaufsstrategie und setzen diese auch um, aber wir wirken auch an der breiteren Steuerung des Unternehmens mit und beschäftigen uns mit multifunktionalen und multidimensionalen Aspekten der Geschäftsbeziehung zu internen und externen Kunden‟, so Jones.
„Wir sind in allen Phasen mit eingebunden, um Qualität und Wertschöpfung zu erreichen und um sicherzustellen, dass das Unternehmen ein genaues Bild von den Gesamtkosten und den mit dem Eigentum verbundenen Risiken hat‟.
Cash is king!
Wer den Einkauf eine oder zwei Funktionsstufen tiefer versteckt, nährt die Vorstellung, es drehe sich alles nur um den Preis. Interessanterweise scheinen vielkritisierte Risikokapitalgeber umzuschwenken, wie Jones festgestellt hat. Neben der Kostenreduzierung sind sie vor allem auch an der Liquiditätsverbesserung interessiert, was den Einkauf schon naturgemäß auf der Prioritätenliste ganz oben platziert‟.
Jones weiß jedoch auch, dass viele Unternehmen versuchen, ihren Vorstand zu verschlanken und dynamischer zu machen. Für den Einkauf wird es also schwieriger, Platz zu finden.
Der Einkauf braucht das Zusammenspiel mit den wichtigsten Anspruchsgruppen – einschließlich des Vorstands – sagt Jones. “Dadurch, dass ich mit am Vorstandstisch sitze, öffnen sich für meine Leute die Türen leichter. Es ist schwieriger, wenn man auf den Finanzvorstand angewiesen ist. Wir haben die Mitarbeiter überzeugt, dass wir hier sind, um ihnen zu helfen, mehr für ihr Budget zu bekommen, und nicht, um es ihnen wegzunehmen.‟